Sonntag, 14. Juni 2009

Riga - ein Reisebericht! (von Thomas)

Da Julia sich ja sehr kurz gefasst hat obwohl es ihre letzten Tage in Riga sind und sie sowieso nichts mehr zu tun hat, springe ich mal in Bresche und führen diesen grossartigen Blog noch ein letztes mal fort! Also ich war ja jetzt dort in Lande Mordor :-D und habe mir selbst ein Bild von den Geflogenheiten dort gemacht.

Mittwoch abend gings von Berlin aus bei furchtbarem Regenwetter gen Osten... Flugzeit gefühlt 1 1/2 Stunden... auf der Uhr warens sogar noch mehr, da 1 Stunde Zeitunterschied. Dort angekommen, gings für wenig Geld mit dem Bus in die City und hinein in Julias Bude. Für die, die es noch nicht wissen, sie wohnt dort mit 2 Lettinnen zusammen, von denen ich mit offenen Armen sehr herzlichen empfangen wurde (mit Küsschen und so... scheinbar üblich in Osteuropa, für mich neu, aber deswegen nicht weniger schön). Den Abend haben wir dann auch irgendwie rumgebracht, es hat ja auch - wie erwartet - genauso stark geregnet wie in der Heimat!

Am nächsten Tag gings dann gleich bei herrlichen Regenwetter in die Stadt zum Sight-Seeing... ich hab ALLES gesehen... sogar den Dom von innen... das kannte selbst Julia noch nicht, weil sie als arme Studenten die 1,50 Lat dort nicht löhnen wollte! Habe ich dann natürlich grosszügigerweise übernommen. Also Dom, Peterskirche, alle möglichen anderen Häuser, Freiheitsdenkmal, Kaffee trinken, Shopping, bla bla bla... Abends hatte Julia dann zum Pelmini basteln geladen und ich konnte Miriam kennenlernen und Lelde, die Mitbewohnerin kam dann auch noch dazu. War ein grossartiger sehr lustiger Abend... nach Beendigung des Mahls mussten wir auch schnell los, da Julia noch von ihren Studien-Burschen zu einem Erasmus-Sauf-Party-Bagger-Abend geladen war. Die Herren und Damen Studenten wohnen (oder besser hausen) zurzeit im Hotel Riga, da dort aufgrund der Wirtschaftskrise Leerstand is... Party war dürtig und auch etwas befremdlich für mich, da ich mit so vielen Nationalitäten selten konfrontiert werde (meist nur: Deutsche). Die Kneipe, in der wir danach waren, war schweinevoll, das Bier dafür aber billig und schal bevors im Glas ankam. Furchtbar... aber es war billig. Dort hab ich auch gelernt, dass man in Riga nicht auf der Straße Bier trinken darf. Wurde sofort von einem der omnipräsenten Polizeimenschen angemacht. Hab das dann im Laden ausgetrunken und dann sind wir auch gegangen.

Freitag haben wir uns einen schicken Opel Corsa gemietet, der blöderweise (bzw wenn man sich dran gewöhnt hat: super) Automatik-Schaltung hatte. Kam ich erst gar nicht mit klar, aber nachdem ich 3mal volle Sau auf die Kupllung gestiegen bin (die leider die Bremse war) hatte ich den Bogen raus und das Wochenende mit unserem kleinen roten Flitzer wurde sehr geil. Die Straßen in Lettland sind der Rede nicht wert, Europastraße schimpft sich eine 2spurig ausgebaute besser Dorfstraße und die gelben Straßen auf der Landkarte... sollte man besser meiden (festgetretener Kies mit Rollsplit, und das über kilometerweite Strecken)... wenn man sich aber einmal dran gewöhnt hat, dann kann man da auch 100 fahren... würd ich mit meinem eigenen Auto nicht machen, bei der Mietkarre wars egal! Ham wir ja eh wieder angegeben. So back to topic... also Freitag quer durchs Land nach Kraslava kurz vor der weißrussischen Grenze gedüst (Fotos sind scheinbar online, daher erspar ich mir mal die Beschreibung dieser Gegend, die landschaftlich viel, jedoch bautentechnisch rein gar nichts außer Holzhütten, Plattenbauten und übel heruntergekommenen normalen Häusern zu bieten hatte). Ziemlich russisch alles... und ziemlich ärmlich. Aber egal... wir sind zu unseren Wochenendunterkunft bei Julias Freunden Andrea und Aleksej (hoffentlich richtig geschrieben) gedüst, die haben ein tolles schickes Haus mit eigener Banja (Sauna) am eigenen See. Traumhaft, malerisch, idyllisch... dort haben wir abends noch schön erzählt und sind dann auch zeitig schlafen gegangen, da die Reise doch etwas weit war (7 Stunden Straße, bei durchschnittlich 70 km/h)

Samstag. Frühstück. Lecker. Dann los. Die Gegend unsicher machen. Julia hatte auf der Karte verschiedene tolle Touristenziele ausfindig gemacht, die wir nach und nach abgeklappert haben. Man muss dazu sagen, dass in Lettland eigentlich alles ein einziges Touristen-Ziel ist. So war die erste Station dann auch ein Ski-Ort, von dem man einen tollen Blick ins Tal hatte... spannend! Als ob wir nicht schon genug Aussichten genossen hatten. :D Als nächstes der Teufelssee... der seinem Namen alle Ehre macht, da er teuflisch versteckt im Wald liegt und das letzte Abfahrtschild zu dieser Attraktion leider irgendwo abhanden gekommen zu sein scheint. Jedenfalls haben wir ihn gefunden. Das Wasser des Sees soll bei verschiedenen Sonneneinstrahlungen in verschiedenen Farben glänzen. Leider hat es gerade geregnet. Naja... schön wars trotzdem. Und wir haben endlich Deutsche getroffen, wie ich sie doch vermisst hatte... und dann auch gleich noch welche aus Halle. Aber wenigstens konnten die russisch... ich aber nicht. Das Foto, das der Mann von uns gemacht hat, is leider auch versaut, wie ich gerade gesehen hab! Nichts können die, die scheiss Deutschen! So weiter gings nach Aglona... war hier katholisch ist, sollte davon gehört haben... die Rede ist von einem Wallfahrtsort, an dem auch unserer heiliger Vater in Form von Johannes Paul II. mal irgendwann ne Andacht oder so gehalten hat. Die Kathedrale von außen hui, von innen pfui... also "Du sollst dir kein Bildnis machen" hatte ich eigentlich anders in Erinnerung. Prunk, Gold, Kitsch, Marmor, Scheiss, soweit das Augen blicken kann. Ich hab bald das Kotzen gekriegt (sorry, aber so wars) von dieser Selbstbeweihräucherung. Die Kinder verhungern auf der Welt, aber irgendwelche Kathedralen werden mit sinnlosem Goldzeug vollgestopft. Ok, aber wollen wir keine Grundsatzdiskussion anzetteln, sondern weiter im Text. Ich jedenfalls fühlte mich bestätigt, mit der Kirche abgeschlossen zu haben. Kann jeder drüber denken, was er will. Weiter gings noch querfeldein zu den Pilzen, an verschiedenene Seen, die alle sehr schön waren, aber wie Julia schon sagte, auf den Bildern besser zur Geltung kommen, als in einer Beschreibung. Abends waren wir dann wieder in unserem Haus am See... und Aleksej hatte die Banja schon angeheizt, bereit uns in die hohe Kunst des russischen Saunierens einzuführen. Und das hatte er grossartig gemacht. Ich bin ja nicht so der Saunafan, aber das war klasse. Mit 90°C, Birkenzweigen-Hauerei, Baden im See, Bier und Wein und Fleisch und Salat danach. Getreu dem Motto: Banja und Bechern (das hab ich so gelernt). Erschöpft fielen wir abends nach einem genialen Tag ins Bett.

Sonntag. Nach Hause. Riga. Auto waschen. Abgeben. Ausruhen. Schlafen. Schick machen für die Oper. Julia und Miriam haben für Sonntag Karten für den Fliegenden Holländer organsiert gehabt. Ich asselig nach meinen 2 Wochen Reise hatte natürlich nur im langweiligen Hemd und mit Jeans und Turnschuhen. Dafür die Mädels umso schicker. Die Rigaer Oper hat mich jetzt nicht so beeindruckt. Doch recht schlicht (falls man das Wort für eine Oper benutzen kann) gehalten, also ganz normal wie ne Oper halt. Der Fliegende Holländer war - wie zu erwarten bei Wagner - sehr bombastisch, gewaltig, düster, brachial... und in der Inszenierung klassisch mit einigen sehr schönen modernen Elementen, was mir sehr zugesagt hat. Kann diesem ganzen neumodischen Kram nichts abgewinnen. Unsere Großmutter (ein grosser Wagner-Fan) hätte ihren Spass daran gehabt. Nach der Oper dann noch fix einen Absacker Cocktail mit meinen beiden Mädels im Al Capuccino (klasse der name!). War lecker.

Montag. Julia musste zur Uni, weil ihre doofe Lehrerin nicht in der Lage war, den Kurs meinetwegen auf die Woche davor zu verlegen. Blöde Kuh. Aufstehen. Frühstück. Auf Julia warten. Auf Miriam warten. Dann gemeinsam in den Zug nach Sigulda in den Kletterwald. Hammerhart. Ich war glaub ich 3 Stunden auf Adrenalin. Man kriegt ja das Zittern bei den Höhen. Aber es kann ja nichts passieren. Eigentlich. Oder? In Deutschland wäre sowas 1000 Mio. mal vom TÜV unter die Lupe genommen worden. Ja, und es kam wie es kommen musste. Der Verfasser dieses Berichts hat sich natürlich wieder einmal verletzt. Strecksehnenteilabriß des rechten Kleinfinger-Endgliedes. Wenigstens hab ich jetzt ne eine gut aussehende Schiene am Finger. Hat was. Die hab ich aber aus Deutschland, weil Julia gesagt hat, in Lettland soll man es vermeiden zum Arzt zu gehen. Habe ihren Rat befolgt. Und bin froh darüber. Alles halb so wild. Abends dann noch rumgedallert und auch irgendwie müde gewesen von 3 Stunden Kletterei.

Dienstag. Schon wieder aufstehen. Julia musste schon wieder zur Uni. Dieses mal bis 14 Uhr. Und anschließend für Ihre Donnerstags-Prüfung büffeln. Also habe ich jetzt Miriam als feste Betreuerin von Julia zugeteilt bekommen (:D Miri, ich hab mich gern von dir betreuen lassen) und gemeinsam sind wir nach Jurmala, den schicki-micki-Kurort-Strand von Riga gefahren. Der Tag war auch bombig, nach all dem Regen-Wetter endlich mal Sonne und dann auch gleich richtig (Sonnenbrand! Aber ich nicht!). Es war ein toller Tag. Wandern. Mit den Füßen in der lettischen Ostsee (kalt). Rumliegen am Strand. Die Festungen der reichen Russen, die bis an den Strand reichen, anschauen. Insgesamt ein ganz anderes Feeling von Strand als hier an der Ostsee. Alles sauber gemacht. Überall Bude mit Bier. Toiletten am Strand. Müllcontainer und Bänken alle Nase lang. Hat was schönes, aber auch ein bisschen was steriles. Es wird aber auch genug naturbelassene Strände geben. An denen waren wir aber nicht. Auf dem Rückweg noch ein leckeres Bier zu uns genommen. Dann zurück und dan Abend noch mit Julia verbracht.

Mittwoch. Mein letzter Tag. Und ihr ahnt es sicher schon: Aufstehen. Julia wieder mal bei der Uni. Frühstück. Dann mit Miriam getroffen und nochmal bei etwas besserem Wetter ein weiteres mal zum Sight-Seeing, noch die anderen Winkel Rigas anschauen, die ich mit Julia nicht mehr geschafft hab. Ich hab doch gesagt, ich hab alles gesehen. :) Es ging zuerst ins Jugendstilviertel. Sehr kitschig, aber auch alles sehr neu gemacht. Aber auch sehr kitschig. Und teuer. Also sind wir schnell wieder raus da und noch eine grossartige Installation auf einer Rasenfläche angeschaut. Dort war die ganze EU mit verschiedenen Blumen nachgebastelt. Schön. Aber auch wirklich nur die EU. Sah doch etwas komisch aus, ein Europa ohne Norwegen und Schweiz. So weiter dann in die Tram rein und raus zum Nacherholungszentrum von Riga, dem Mežaparks. Ein netter grosser Park mit vielen Bäumen, gepflasterten Wegen (besser als die Europastraße!!!) und einem sehr schönen wenn auch etwas zugewucherten Wanderweg direkt am See gelegen. Auch wieder sehr idyllisch, plötzlich ist man in der Natur und merkt von der Grossstadt nichts mehr (wer schon mal in Berlin oder ähnlichen grünen Großstädten war, weiß, was ich meine). Das Wetter war auch wieder toll und wir hatten einen schönen Nachmittag. Julia haben wir wieder in Ruhe gelassen, die hatte am Tag vorher schon schlechte Laune wegen ihrer Prüfung. Sie schafft die ja immer alle nicht und schiebt immer voll die Panik, weil sie ja in ihrem Studium so schlecht is (ne Juli). Deswegen wollte ich sie wenigstens dieses mal nicht vom Lernen abhalten. Abends konnte sich sich dann doch noch loseisen, und wir haben es uns in der SkyBar im Hotel Latvia (oder Riga?) im 26. Stock direkt am Fenster gemütlich gemacht und schön gediegen Cocktails geschlürft (mit Balzams, ein widerlich leckeres Nationalgetränk) und die Sonne über der Stadt untergehen sehen. Romantisch. Idyllisch. Ein gelungener Abschluss einer grossartigen, ereignis- und überraschungsreichen, verrückten Woche in Riga.

Am Donnerstag dann bei strahlendem Sonnenschein nach Julias bestandenen Prüfung (wie überraschend!) und einem anschließenden Feierabendbier (bzw ich war grad aufgestanden) dann schweren Herzens mit meinen beiden Mädels zum Flughafen gedüst und nach einem tränenreichen Abschied den Flieger bestiegen. War schon etwas komisch. War in der einen Woche sehr ins lettische Großstadtleben eingetaucht. Nach gefühlten 1 1/2 Stunden die dieses mal nur 1/2 waren (zeitumstellung!) dann bei Turbulenzen in Berlin gelandet und gedacht: Ich will hier weg und zurück. Schwermütig bin ich immer noch etwas, aber langsam hat mich das Leben zurück. Und die beiden Fräuleins kommen ja auch bald wieder zurück in die Heimat.

Dann sehen wir uns wieder.

SO DANN... viel spass beim Lesen. Ich hoffe ich hab es ansprechend für die Nichtwissenden (zu den ich ja auch gehört habe), spannend für die Wissenden, witzig für die Dabeigewesenen und unterhaltsam für alle geschrieben.

Bis demnächst auf Julias-Ick-bin-Wedder-da-Party im Garten in Wismar. Wir sehen uns.

...

ALso jetzt gibt es doch noch einen weiteren Bericht von mir.
Endlich habe ich mal wieder richtig Zeit, um alle Emails, Briefe...zu beantworten und die nächsten Wochen zu organisieren.
Die letzte Woche war mein liebster Bruder hier und ich hatte ncoh meine letzte Prüfung. Doch jetzt !!Fertig, Ferien, Sommer( naja es regnet eigentlich nur)
Mit Thomas war es wirklcih schön. Vor allem unser Tripp nach LAtgalle, wo wir Baden und Bootfahren, Saunieren und Schwimmen, Essen und Spazieren, Autofahren und Ruinen anschauen waren.
Aber ich denke diesmal sprechen die Bilder mehr für sich, deswegen schaut sie euch an und denkt euch euren Teil. Die wunderschöne Natur kann ich garnicht so schön beschreiben, und die BIlder geben sie auch nicht wieder. Da bleibt nur eins, ihr müsst halt selbst mal nach Lettland fahren und euch erfassen lassen.
Seid herzlich gegrüßt und bis bald,
Julia

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also ne, da hat sich...
also ne, da hat sich der Herr Krampe junior ja mal...
Hrulia-in-Riga - 14. Jun, 22:59
Riga - ein Reisebericht!...
Da Julia sich ja sehr kurz gefasst hat obwohl es ihre...
Hrulia-in-Riga - 14. Jun, 22:17
toll
Super! Da komm ich einmal nach Lettland und mir wird...
bruder (Gast) - 14. Jun, 20:52
ALso jetzt gibt es doch...
ALso jetzt gibt es doch noch einen weiteren Bericht...
Hrulia-in-Riga - 14. Jun, 13:40
Herzlichen Glückwunsch...
Herzlichen Glückwunsch mein lieber!!Sie haben gewonnen,...
Hrulia-in-Riga - 14. Jun, 13:31

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Zuletzt aktualisiert: 14. Jun, 23:00

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